Notfunk in Landshut

Informationsveranstaltung über Notfunk in Landshut

Funkamateure beteiligen sich bei Katastrophenfällen

Der zuständige Notfunkreferent der Funkamateure in Niederbayern Hans Bayer, DK9CR, hatte für Samstag, den 9. Juli 2011 zu einer Informationsveranstaltung in das Clubheim der Landshuter Funkamateure eingeladen. Er konnte Herrn RD Hans Ellmayer, der im Bayerischen Staatsministerium des Innern u.a. für den Katastrophenschutz zuständig ist, gewinnen um über das Bayerische Katastrophenschutzgesetz zu referieren. Die Ausbildung von Funkamateuren für den Notfunk wird durch das Bayerische Staatsministerium des Innern (Bay.StMI) unterstützt.

Eingeladen waren Funkamateure die als Ansprechpartner der Katastrophenschutzbehörden für den Notfunk tätig sind. Aber auch führende Kräfte der örtlichen Organisationen wie Bayerisches Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Katastrophenschutz der Stadt Landshut, FFW Landshut, Katastrophenschutz des Landkreis Landshut und THW Landshut.

Der Einladung ebenfalls gefolgt ist der Distriktsvorsitzende der Funkamateure des DARC im Distrikt Bayern Ost, Oberpfalz und Niederbayern, Hans Reyzl, DL2ZA. Aber auch viele Vorsitzende von Ortsverbänden aus der Oberpfalz und Niederbayern, so wie der Ortsvorsitzende des Verbands der Funkamateure in Post und Telekommunikation e.V. (VFDB) Andreas Harrer, DB1RAM, waren anwesend.

Begrüßung der fachkompetenten Besucher

Als Hausherr, des in Landshut neu gebauten Funkerhauses, begrüßte Siegfried Deutinger, DF9RD, Ortsverbandsvorsitzender der Landshuter Funkamateure alle Gäste und wünschte den Anwesenden einen angenehmen Aufenthalt im Kompetenz- und Ausbildungszentrum für Amateurfunk in Niederbayern, dem Clubheim Landshut. So bat er, sich vor Beginn noch mit Weißwürsten, Wiener und Brezen zu stärken. Er wünschte der Tagung einen guten Verlauf.

Jetzt konnte man gestärkt den Ausführungen von Herrn RD Hans Ellmayer folgen. Er stellte das Bayerische Katastrophenschutzgesetz vor und wies auf mögliche Unterstützungsmaßnahmen durch die Funkamateure hin. Ellmayer ging auch ausführlich auf Fragen der Anwesenden ein. Der Ortsverbandsvorsitzende der Landshuter Funkamateure, Siegfried Deutinger, DF9RD, hatte darauf hingewiesen, daß das seit fast dreißig Jahren störungsfrei laufende 70cm Relais, das bei Katastrophenfällen mit eingebunden werden soll, nur noch bis Ende des Jahres am bisherigen Standort betrieben werden kann. Darauf hin sicherte RD Ellmayer den Landshuter Funkern seine volle Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Standort für die hiesige Relaisstelle zu.

Regierungsdirektor Hans Ellmayer bei seinem Vortrag

Vorstellen der Funkstation

Anschließend erläuterten Mitglieder der Notfunkgruppe Landshut, an der Spitze Hans-Jürgen Schott, DH2RL, als Leiter der Gruppe, den interessierten Gästen das neue Clubheim in Landshut mit all seinen Möglichkeiten bezüglich Notfunk. Schott erläuterte eindrucksvoll, was die Funkamateure in der Lage sind zu leisten. Für viele sicher neu, daß Funkamateure sich nicht nur mit Sprechfunk beschäftigen, sondern auch sehr viele andere Betriebsarten ausüben. Er berichtete von den zahlreichen anderen Kommunikationsmöglichkeiten neben dem klassischen Sprechfunk.

So war u.a. die Rede von der wohl ältesten Art der Signalübertragung, der Telegraphie, besser unter dem Namen Morsen bekannt. Samuel Morse erfand das nach ihm benannte Morsealphabet, das er sich 1840 patentieren ließ. Die Funkamateure beherrschen diese Art zu kommunizieren heute noch und diese auch war bis vor vier Jahren noch Prüfungsbestandteil zur Amateurfunklizenz. Man pflegt aber auch modernere Arten der Übertragung von Sprache, Daten (digital), Bildern (digital und analog) und sogar Fernsehbilder (Lifeübertragung). Diese Betriebsart nennt sich Amateurfernsehen (ATV). Funkamateure so Schott, machen sich alte, aber auch die neuesten Techniken zu Nutzen um zu kommunizieren. Man nützt die Kurzwelle, die von der Ionosphäre reflektiert wird, um weltweite Verbindungen möglich zu machen genau so, wie auch Satelliten. Diese werden von Funkamateuren weltweit entwickelt und bei „günstiger Gelegenheit“, meist als „Testlast“ bei Raketenversuchen in der Orbit gebracht. Auch der Mond, so Schott weiter, werde als „Reflektor“ der eigenen Funksignale genutzt. Diese reflektierten Signale sind damit auf der vom Mond beschienen Seite der Erde hörbar. Letzteres sei aber auch unter Funkamateuren etwas für Freaks. Dazu gehören auch die verschiedenen technischen Einrichtungen (Relais/Digipeater), die sich auf der internationalen Weltraumstation ISS befinden und von allen Funkamateuren weltweit genutzt werden. Dazu muß man wissen, daß bei den Besatzungen der ISS auch immer Funkamateure dabei sind, die ihre knappe Freizeit gelegentlich dazu nutzen um mit den lizenzierten Funkamateuren irgendwo auf der Welt mit einem QSO, heißt Funkverbindung, zu erfreuen. Meist sind es so genannte Schulstationen denen man solche Funkkontakte ermöglicht.

Hingegen werden Relaisstellen, die Funkamateure deutschlandweit betreiben, täglich genutzt. Diese befinden sich zumeist auf geographisch besonders geeigneten Standorten, wie Berggipfel oder Fernsehtürmen. Somit könne man auch mit kleinen Handfunkgeräten Reichweiten von 30 – 200 km erreichen. Ein Bespiel dafür ist die Relaisstelle der Funkamateure auf der Zugspitze.

Hans-Jürgen, DH2RL stellt seinen Repeater vor

 

Die dafür genutzten Frequenzen/Bänder reichen, ganz unten angefangen vom 2,2 km Band (0.1378 MHz) bis 4 mm Band (81,500 GHz). Die modernste Art eines Daten/Ton Trägers ist Licht. Auch hier sind Funkamateure experimentell tätig. Nicht ohne Grund ist Amateurfunk im dafür zuständigen Amateurfunkgesetz auch als Experimentierfunkdienst definiert.

Antennenanlagen der Clubstation

Anschließend bat Martin Schiller, DL9RDM, die Gäste ins Freie um die umfangreichen Antennenanlagen der Landshuter Funkstation zu erklären. Die meisten davon befinden sich auf einem 18 m hohen, ausfahr- und kippbaren Gittermast. Zudem sind die, sich darauf befindlichen Antennen auch drehbar. Schiller stellte klar, daß die Antenne das wichtigste Element ist, um eine gute Funkverbindung herzustellen. Auch die optimal geographische Lage des Clubheimes auf der Weickmannshöhe (500 m üNN) ist dabei ein wichtiger Punkt.

Martin, DL9RDM erklärt die Antennenanlage von DL0LA

APRS – So können Einsatzkräfte durch die Leitstelle dirigiert werden

Wieder an den Funktischen zurück stieß dann Lenz Grassl, DL8RDL, bei seinen Zuhörern auf offene Ohren, als er die Technik um die Betriebsart Automatic Packet Reporting System (APRS) praktisch demonstrierte. Hierbei handelt es sich um eine, auf Packet Radio basierende spezielle Form, von Datenübertragung (Positionsdaten) im Amateurfunk. Das System wurde 1992 vom Funkamateur Bob Bruninga (WB4APR) entwickelt. APRS ist unter Funkamateuren inzwischen sehr beliebt geworden. Auch bei Autodiebstählen hat sich APRS als hilfreich erwiesen, da diese Systeme meist fest in die Fahrzeuge installiert sind, berichtete Grassl.

Bei Einsatzkräften in Katastrophenfällen dürfte APRS auf Aufmerksamkeit stoßen. Denn die Positionen einzelner Einsatzkräfte genauso wie die von Mobilkräften können in der Leitstelle mittels PC in Istzeit dargestellt werden. Das Dirigieren dieser Kräfte kann so vom Einsatzleiter verzögerungsfrei übernommen werden. Das für dieses System nötige Funknetz (Digipeater) ist vorhanden und läuft ohne Internetanbindung. Selbst Stromausfälle behindern den Betrieb nicht.

Lenz, DL8RDL erklärt die APRS Station

Hans-Jürgen Schott, DH2RL, stellte eine komplette Relaisstation vor, die bei Bedarf an jeder x-beliebigen Stelle mittels Akku betrieben werden könnte. Der Platzbedarf sei nicht größer als der für einen gewöhnlichen PC. Dank dieses Umsetzers gäbe es keine Funklöcher, die im K-Falle womöglich Leben kosten könnten.

Das ganz Besondere an all der vorgestellten Funktechnik, betonte Hans-Jürgen mehrfach, sei die absolute Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz. Stromausfälle, egal ob regional oder großflächig, seien also kein Problem. Des weiteren verwies er darauf, daß bei Stromausfall weder Telefon, Internet oder Handynetz funktionierten. Das zuletzt genannte benötigt nicht einmal einen Stromausfall wie die Vergangenheit leider allen drastisch vor Augen geführt hatte, es reicht bereits eine simple Überlastung. Auch während der letzten Landshuter Dult machte man diese Erfahrung.

Das Ortungssystem, das auf GPS Daten zurückgreift, benötigt kein Internet. Funkamateure haben ein funktionierendes, digitales Datennetz in Betrieb. Dieses Netz ist in etwa mit dem Internet vergleichbar. Zudem besteht die Möglichkeit Daten in das Internet einzuspeisen, oder aus diesem zu beziehen. Denn auch bei regionalem, oder überregionalen, Stromausfall funktioniert das Internet ja irgendwo sonst auf der Welt.

Die Clubstation ist völlig autark vom Stromnetz

Alex Mühlbauer, DG8AM, der zuständig ist für das Stromaggregat an der Clubstation, stellte sicher, daß während der gesamten Vorführungen das komplette Clubheim durch das eigene Notstromaggregat mit Strom versorgt wurde. Die dazu nötige Technik wurde bereits bei der Planung, bzw. beim Bau, des Funkerhauses mitberücksichtigt und eingebaut. Dieses Aggregat leistet ca. das Doppelte dessen, was für den Betrieb nötig nöist. Bei längeren Stromausfällen können die Landshuter Funkamateure ihr 20 kVA Dieselaggregat einsetzen. Stromausfälle von mehreren Tagen oder Wochen könnten so ebenfalls kompensiert werden.

Das Clubheim läuft ganz ohne Netzstrom (4,5 kVA Benzinaggregat)

Die gesamte Technik, Infrastruktur, Fachkompetenz und Manpower stellen die Funkamateure des Deutschen Amateur Radio Club e.V. (DARC) in zusammenwirken mit Funkamateuren des Verbands der Funkamateure in Post und Telekommunikation e.V. (VFDB) im Bedarfsfalle der Allgemeinheit, zur Aufrechterhaltung der Kommunikation im K- Fall kostenlos zur Verfügung. Samt der dahinterstehenden, von den Funkamateuren in Eigenkosten erstellten Netztechnik. Letztere ist nicht auf Deutschland begrenzt, sondern umfaßt die ganze Welt. Die ständige Schulung der Notfunkgruppe, mit regelmäßigen Übungen inklusive.

Die Teilnehmer der Infoveranstaltung

Stehend von Links:

Hermann Fischer, KBM, Ausbilder Funk FFW-LA Bereich Nord
Hans Reyzl, DL2ZA, DV Distrikt U, Notf. Ref. U15 Sulzbach-Rosenberg
Rudi Ehrenschwender, DG5RCH, Notfunk OV U14 Straubing
Jochen Kunz, DD1RK, NfG. Passau, OV U30 Pocking
Manfred Stay, DH4RN, Notfunk OV U12 Rottal Inn, OVV U12, EMV Rev. Distr. U
Veit Polaczek, UG San EL, MHD Niederaichbach
Volker Hermann, DL8WIG, Notfunk OV U24 Neustadt/Donau
Ernst Eisele, SGL Brand- u. Katastropenschutz Lkr. LA
Dr. Johan Alzinger, DK7RA, Leiter Relais-Gruppe Greising, OV U07 Landau/Isar
Alex Mühlbauer, DG8AM, NfG OV U08 Landshut
Lenz Grassl, DL8RDL, NfG OV U08 Landshut
Andreas Zitzelsberger, DL3RCG, NfG OV U08 Landshut
Klaus Wunderlich, DJ4FW, NfG OV U08 Landshut
Stefan Tremmel, UG San EL, BRK-LA
Hans Ellmayer, RD, Katastrophenschutz Bayr. Staatsministerium des Innern
Rudolf Skalitzky, Ortsbeauftragter THW-LA

Kniend von links:
Jürgen Reckert, Leiter Kom.Fü. Lkr. LA
Martin Biberger, Kom.Fü. Lkr. LA
Martin Schiller, DL9RDM, NfG OV U08 Landshut
Johan Heinrich, SGL, Brand u. Katastrophenschutz Stadt Landshut
Hans-Jürgen Schott, DH2RL, Leiter NfG Landshut
Franz Feix, DB3RF, Notfunk OV U07 Landau/Isar
Hans Bayer, DK9CR, Notf. Referat Distrikt U
Sigi Deutinger, DF9RD, OVV OV U08 Landshut

Author: Sigi, DF9RD
Bilder: Achim, DL3RY